Zeichnungen, Serie, Tusche auf Papier, 2020/21
Das Aussehen der Welt würde für uns erschüttert, wenn es uns gelänge, die Zwischenräume zwischen den Dingen als Dinge zu sehen – zum Beispiel den Raum zwischen den Bäumen auf der Strasse – und umgekehrt die Dinge selbst – die Strassenbäume – als Hintergrund.
(Maurice Merleau-Ponty, Das Kino und die neue Psychologie, 1947)
Was außerhalb liegt oder im Bild nicht zu sehen ist, ist ebenso wichtig wie das Dargestellte: Verdecktes, im Dunkel Verschwindendes, Lücken im Ablauf, Negativformen, Übergänge und Leerstellen. Das Spiel mit Zwischenräumen und Kontrasten, mit dem, was in der Wahrnehmung nach vorn kommt, was unsichtbar bleibt und was sich zwischen zwei Formen ereignet, mit dem, was Räumlichkeiten lesbar macht, ist grundsätzlich für die bildliche Darstellung und deren Wahrnehmung. Zu Anfang des Projektes habe ich mich mit Strukturen des Stadtraumes auseinandergesetzt, anschließend Strukturen und Abstraktionen der Landschaft in den Blick genommen. Durch Auslassungen und die Reduktion auf schwarz-weiße Kontraste werden (Stadt-)Landschaften zu zeitlosen Strukturen, zu prototypischen Umwelten.
veröffentlicht in:
superILLU. Zu einer Theorie der Illustration
Juliane Wenzl, Ulrike Stoltz (Hg.)
Jonas Verlag, Weimar 2022
Über eine Material- und Literaturrecherche habe ich mich der Darstellung von Strukturen, Zwischenräumen und Zwischentönen sowie Darstellungsmöglichkeiten von Räumlichkeiten bzw. Verweigerung der räumlichen Darstellung in der Fläche genähert. Es sind rund 130 Skizzen und Zeichnungen entstanden.
Wie viel Informationen benötigen wir, damit Bilder in unserem Kopf lebendig werden? Welche Jahreszeiten sehen wir auf diesen Zeichnungen, welche Landschaften? Hören wir Vögel oder das Rauschen von Wasser, riechen wir den Frühling oder den Duft von Tannennadeln?
Das Projekt „Dazwischen I“ wurde von Oktober bis Dezember 2020 gefördert durch ein Arbeitsstipendium des Kulturamtes der Stadt Leipzig