Zum Leipziger Tatort „Blutschuld“ muss man nichts schreiben. Oder sagen. Was zuviel ist, ist zuviel – nur die schauspielerische Leistung, die war eher weniger. Dafür war’s schön brutal, und das gleich mehrfach, mit spritzendem Blut und einem von einem Fleischerhammer verdroschenen Gesicht … Mein persönlicher Lichtblick: Uwe Bohm spielt Uwe Bohm wie Uwe Bohm. Ich mag ihn.
An den unbewegten Gesichtern und Gemütern der Schauspieler ist mir dann auch der Bleistift abgerutscht, und so bleiben nur einige Skizzen von diesem wohl letzten Leipzig-Tatort.
Es muss nicht immer Tatort sein – zur Zeit habe ich Kostümfilme für mich entdeckt.
Ich werde wohl mit Standbildern arbeiten müssen, um Kostüme und Dekor einfangen zu können und wahrscheinlich sollte Mads Mikkelsen nicht mitspielen, damit ich mich mehr aufs Zeichnen konzentriere … daher keine Zeichnungen von „Die Königin und der Leibarzt“ (En kongelig affære, DK 2012).
Aber erste Versuche aus dem „Paradies der Damen“ (The Paradise, BBC 2011)
und von der „Herzogin“ (The Dutchess, UK/I/F 2008).
Den ersten Tatort des neuen Jahres („Der irre Iwan“, Weimar) habe ich ohne Stift in der Hand genossen. Muss auch mal sein. Und ich habe es nicht bereut 😉
„Deckname: Kidon“ (04.01.) war wienerisch melancholisch-bizarr wie immer. Bibi Fellner gehört zu meinen Lieblingsfiguren – auch wenn ich ihre Ludenschleuder vermisse.
Auch die Dortmunder Kommissare waren am 11.01. wie immer: knurrig, misanthropisch und auf Krawall gebürstet („Faber, Sie Arschloch!“) und mit einem Fuß über dem Abgrund, selbstverursacht, durch rechte Schläger provoziert und zwischemenschlich durch den Wolf gedreht.
Damit 2015 bunt und mit Farbe beginnt hier vier kleine Zeichnungen, die ich in der zweiten Jahreshälfte des alten Jahres gemacht habe.
Ein buntes 2015, mit allen Facetten, die zum Leben dazugehören!
Oni sind Figuren des japanischen Volksglaubens, deren Bezeichung vielleicht am ehesten mit ‚bösartig Dämon‘ zu übersetzten ist.
Sie sind nicht ganz ungefährlich, sie haben menschenähnliche Gestalt, oft farbige Haut, ein oder zwei Hörner auf dem Kopf und einen breiten Mund mit Fangzähnen und einen Lendenschurz aus Tierhaut. Oni stehen für das leibhaftig gewordene Böse; allerdings waren sie anscheinend ursprünglich Verkörperungen einer ambivalenten Naturkraft.
Der Tatort „Der Maulwurf“ machte seinem Namen leider Ehre: Er war unterirdisch.
Die Geschichte ist schnell durchschaut, die Ermittler ziehen unbeirrt ihren Stiefel durch, eine entführte Vorgesetzte fühlt sich an wie ein Kollateralschaden – Emotionen kommen so nicht auf, Spannung auch nicht recht. Wenn der interessant aussehende kurz vor Ende der Haftstrafe entflohene Gangsterboss dann noch vor dem Halbzeitpfiff erschossen wird und alle wissen, wer eigentlich der Böse ist (nur die Kommissare nicht), dann wirds schon arg verzweifelt.
Auch die schauspielerischen Leistungen bleiben verhalten. Einziger Lichtblick in meinen Augen: Kirsten Block als Kriminaldirektorin Petra Fritzenberger.
Liest man die Kritiken zum Tatort „Die Feigheit des Löwen„, so ist von „Tatort-Besinnungslyrik“ (Abendzeitung München) bis „Wotan als Womanizer“ (Sueddeutsche) alles drin. Das Drama um syrische Flüchtlinge scheint bei soviel norddeutschem Strickpulli-Sexappeal in den Hintergrund zu rücken — ist ja auch anstrengender und zudem etwas verworren, wer hier warum mit wem wem was antut. Auch wenn die politischen und menschlichen Kriegsfolgeerscheinungen etwas zu viel wollen und dieser Teil der Geschichte ruhig mit ‚überambitioniert‘ betitelt werden darf, hat mir dieser Tatort doch einen vergnüglichen Abend mit solide Spannung geboten.
Am folgenden Sonntag ereilte das Massenmastvieh „Der sanfte Tod„. Maria Furtwängler als Kommissarin Lindholm sieht einfach immer gut (& frisch gefönt) aus, auch wenn sie gerade dem Tod von der Schippe gesprungen ist … Großartig unemotional, bemüht-emotional, sympatisch skrupellos Heino Ferch als Fleischfabrikant mit Profitmaximierungsstrategien auf der einen und Genusssüchten auf der anderen Seite, ein Typ, den man einfach nicht zu fassen bekommt.
Abgesehen von der immer wieder gern genommenen Kritik an der Massentierhaltung und der Ausbeutung der aus armen Ländern stammenden, des Deutschen nicht mächtigen Fremdarbeiter war dieser Tatort spannend unterhaltsam. Nicht zuletzt wegen der durchgeknallten Charaktere, die bis in die Nebenrollen hinein den Abend bevölkerten.
„Die etwas andere Zeitschrift für Nostalgiker erscheint erstmals im November 2014. Das Team der Edition Alfons begibt sich in CAMP auf eine Reise in triviale Gefilde, in die Grenzbereiche zwischen Trash und Kitsch, und beschäftigt sich mit den schönen Dingen, die man als Kind und Teenager begeistert konsumiert hat und denen man als erwachsener Mensch mit heimlichem Vergnügen begegnet.“
Mit etwa diesen Worten kündigten die Herausgeber das Erscheinen ihres neuen Verlagsproduktes an. Mittlerweile hatte ich das Vergnügen, CAMP zu lesen und konnte mir einen persönlichen Eindruck verschaffen, was sich hinter dem verlangenerweckenden Titel verbirgt.
Das Wichtigste zuerst: Danke!
Danke für ein Magazin, das es nicht nötig hat, gezwungen hipp zu sein und dessen Inhalte ausreichend schräg sind, um sich eine klare, fast konventionell zu nennende Gestaltung leisten zu können. CAMP ist eine rundum erfreuliche Drucksache, angenehm leserlich gesetzt und mit ausreichend Raum für eine großzügige Bebilderung der Artikel. Farbliche Kennzeichnungen aller Beiträge entsprechend ihres Referenzzeitraums machen die zeitlichen Schwerpunkte des Heftes schon im Inhaltsverzeichnis grafisch ablesbar.
Danke auch für den Entschluss, sich über Gattungs- und Genregrenzen hinwegzusetzen und Zeichnungen unterschiedlicher Ausprägungen gemeinsam mit populärkulturellen Inhalten in einer Publikation zusammenzubringen.
Die Herausgeber versprechen eine »Entdeckungsreise« durch Primärmaterial, ausgewählte Comics, Illustrationen und Trivialkultur. Und tatsächlich führt der Leseweg durch recht verschiedene Gegenden, jeder Artikel ist eine kleine Welt für sich und so ist für jede/n etwas dabei.
Der Stuttgarter Tatort zeichnet seine Charaktere überdeutlich: Bootz als derzeit kinderloser Vater kommt dem Alkohol und dem Messietum etwas zu nahe, behält dabei aber seinen lassie-haften Eifer; Lannert istoffensichtlich bemüht um das Seelenheil seines Kollegen, während ihn der tödliche Schuß, den er gleich zu Beginn auf einen Geiselnehmer abgeben musste, seltsam kalt lässt. Aus irgendeinem Grund bleiben mir die beiden trotzdem sympathisch.
Immerhin gibt es eine, wenn auch nicht ganz so überraschende, Wendung zum Schluß.