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Imagophagia . Art as Healing/Art of Mercy

Schluckbildchen, visuelle Recherche, Übersetzung und ganz viel Kontext

Schluckbildchen, kleine Zettel mit Darstellungen eines Kultbildes, dienen seit dem Mittelalter als „religiöse Volksmedizin“. Sie werden verspeist oder in Getränken aufgelöst, um körperliche und seelische Beschwerden zu lindern. Als Massenware gedruckt werden sie vornehmlich an Wallfahrtsorten verteilt – bis heute. Esszettel, lediglich mit Text versehen, die dem gleichen Zweck dienen, werden durch Einfügen des Namens des Kranken individualisiert. Als moderne Form können „Blotter“ zur Drogenaufnahme begriffen werden, in deren Motivwahl sich die Form der mit ihnen angewandten Magie ebenso spiegelt, wie es bei den Heiligenbildchen der Schluckzettel der Fall ist.

Das Phänomen, Darstellung und Medizin, Kunst und Glaube miteinander zu verknüpfen – in einer Form, die einerseits in Massenauflagen ein großes Publikum bedient, während sie sich anderseits individuell formatieren lässt – findet sich gegenwärtig vor allem virtuell in den Echokammern sozialer Medien. Entsprechend wenig greifbar ist es und entsprechend groß die Rolle, die dem individuellen Glauben dabei zukommt.
In der Pandemie wurden neben Rufen nach politischen und klinischen Maßnahmen auch die nach neuen moralischen und emotionalen Richtlinien laut. Anstelle einfacher Antworten liefern die „heilenden Bilder“ Anlass zur Auseinandersetzung: Wie sehr glauben wir Bildern? Wie formatieren wir sie? Welche Wirkmacht schreiben wir ihnen zu? Was bedeutet es, sich Dinge einzuverleiben, sie zum Teil seiner selbst zu machen? Welcher Magie wollen wir vertrauen? Handelt es sich um einen Fluchtversuch aus einer Realität, der wir uns nicht gewachsen fühlen?

Schluckbilder selbst gemacht. Vom individuellen Bild zur Massenproduktion?
Wie lassen sich Zusammenhängen zwischen Corona (Heilige, die; Pandemie, die) und Schluckbildern gestalten? Welche ‚heilenden Bilder‘ könnten in der Pandemie zuträglich sein?
Im Land der Schluckbilder … „Komm, ich führe dich aus der Vergessenheit.“
Jeden Tag ein Schluckbild …
Wer produziert die kleinen Zettel und wie?

Ein NEUSTART Stipendium der VG Bild-Kunst ermöglichte es mir 2021, mich in dieses reichhaltige Thema einzufuchsen. 2022 bearbeitete ich es Rahmen eines offenen Entwicklungsvorhabens des Kulturwerkes der VG Bild-Kunst (Recherche) sowie eines Arbeitsstipendiums der Stadt Leipzig (Umsetzung/visuelles Exposé) weiter. 2023 arbeite ich mit einem Stipendium der KdFS weiter, stelle ein Büchlein aus den bisher entstandenen 770 Einzelskizzen und steige tiefer in den Graphic Essay ein.

Exposé (Anfang 2023)
NEUSTART kULTUR
Bild Kunst KULTURWERK
Die Beauftragte der Bundesrepublik für Kultur und Medien